Der Körper ist Energie und Bewusstsein in Form

 

Mit diesem Text teile ich einige Erkenntnisse aus den eigenen Forschungen und Erfahrungen mit. Sie sind keine Anleitung, wie man den Körper transzendiert, aber sie können dem Leser und Suchenden als Inspiration dienen für seinen eigenen ganz individuellen Weg.

Nach meinem Erwachen war klar, dass DAS, was ich bin, keinen Anfang und kein Ende hat, es ist nicht einzugrenzen und nicht mit Worten zu beschreiben. Es ist unberührbar von persönlichen Meinungen und Handlungen. Der Körper jedoch ist verletzbar und kann sterben, das war bis dahin meine Erfahrung.
Trotzdem wußte ich auf natürliche Weise, dass der Körper, wenn er rein und zutiefst befreit ist, Energie ist, also durchlässig und licht werden kann und dass unsere vermeintlich abgesteckten Grenzen nicht zutreffen müssen. Jesus war für mich das naheliegendste Beispiel, denn er hat den körperlichen Tod überwunden und erlebte die Auferstehung. Die Transzendenz des Körpers ist möglich, das wußte ich.

Um das Thema mit dem Körper besser verstehen zu können, möchte ich ganz einfach damit beginnen, dass der Körper gleichzusetzen ist mit Materie, Substanz und der Welt. Er ist verdichtete Energie, die zur Form geworden ist, in der sich das formlose Bewusstsein ausdrücken kann. Da wir einen Körper haben, ist es uns möglich, unseren Seinszustand wahrzunehmen und daraus bewusst zu leben. Jeder Gegenstand, der Stuhl, der Laptop, die Pflanzen, Tiere und jede Materie ist verdichtete Energie oder anders ausgedrückt, das formlose Bewusstsein wird zur Form. Sie ist also ein Ausdruck Gottes. Es gibt nichts, was nicht Bewusstsein und göttlich wäre. Alles ist das Eine.

Die indische Lehre und der Buddhismus weisen uns darauf hin, dass der Körper und die Welt eine Illusion ist, ein Traum. Folglich brauchen wir dem Körper keine Beachtung schenken. Das mag zunächst logisch klingen. Wir sollten uns aber auch bewusst machen, dass der Körper ein wunderbares Gefäß für uns ist, denn ohne dieses Gefäß und ohne Bewusstsein haben wir nicht die Möglichkeit, Erfahrungen machen zu können. Wie soll sich das Sein seiner selbst bewusst werden, wenn es sich nicht verkörpern kann und die Form nicht benutzt für seinen Ausdruck? Wir haben einen Körper, damit sich unser göttliches Sein irgendwann auch im Körper manifestieren kann.
Wir können uns vorstellen, dass die Welt wie eine große Bühne ist, in der alles in jedem Moment gespielt wird. Das, was sich in deinem Innersten abspielt, wie du damit umgehst und die Dinge betrachtest, so schaust du in den großen Spiegel der Welt. Der Körper reagiert mit seinen Reflexen entsprechend darauf. So haben wir in jedem Moment die Gelegenheit, zu beobachten und zu spüren, was sich im Innersten abspielt, denn der Körper ist wie eine Leinwand, der es sichtbar macht und zum Ausdruck bringt. Wenn du z. B. wütend bist, dann kannst du diese Energie in deinem Körper irgendwo wahrnehmen oder wenn du angespannt bist, dann spürst du das auch an verschiedenen Körperstellen. Wird die Materie und der Körper verleugnet und abgelehnt, kann keine wirkliche Realisation unseres freien Daseins und damit auch keine weitere Befreiung und Vertiefung stattfinden.
Die Worte Jesu wiesen schon vor 2000 Jahren darauf hin: „… und das Wort ist Fleisch geworden.“ Er hat es uns vorgelebt, indem er sein geistiges Bewusstsein immer mehr einverleibte und damit in der Welt lebte und wirkte, bis hin zu seinem Tod und Auferstehung.
Das heißt, dass wir unsere Erkenntnisse und Erforschungen, die wir über unsere wahre Natur machen, bis in den Körper bringen sollen, sie sollen ins Fleisch, in unsere Zellen übergehen und einverleibt werden. Wir dürfen die Gefühle spüren und wahrnehmen und es ist uns möglich, dass wir mit Hilfe des Körpers unser Sein nicht nur wahrnehmen, sondern irgendwann auch SIND.

Wenn wir das Gefäß oder die Form als Ausdruck des Formlosen anerkennen, dann ist es eigentlich ganz natürlich, dass wir dieses Gefäß in den Prozess miteinbeziehen. Das kann so aussehen, dass wir den Körper überhaupt erst einmal wahrnehmen und als sehr wertvolles Gefäß oder Instrument sehen. Bildlich gesprochen ist er vergleichbar mit einem Haus, in dem wir gerne wohnen und uns auch wohlfühlen möchten. Wenn das Haus aber nur „zugemüllt“ ist mit Wut, Selbsthass und Selbstzerstörung und beherrscht wird von Ängsten, Kontrollmechanismen und Anspannungen, mag man mit dem Körper nichts zu tun haben, man will darin nicht wohnen und da sein. Aus diesem Grund sind die Menschen immer auf der Flucht, sie fliehen vor sich selbst und sind ihr eigener Feind, indem sie alles bekämpfen und sich vorwiegend von sich selbst ablenken.
Wenn der Körper sich in einen gesunden und natürlichen Zustand entwickeln darf, spielen dabei die Ernährung und körperliche Bewegung nur eine minimale Rolle. Denn letztlich geht es darum, welche Glaubenskonzepte, Vorstellungen, Abwehrhaltungen, Gefühle im Körper und Geist gespeichert sind und sich dann entsprechend ausdrücken.

 

 

 

Ich erinnere mich noch genau daran, als ich ein kleines Mädchen war und mich tatsächlich durchlässig und fein fühlte und Schwierigkeiten hatte, in dieser Welt bestehen zu können. Ich wußte, dass es eine Liebe und Freiheit gibt, die nicht an Bedingungen geknüpft ist, ob ich ein braves und liebes Mädchen bin oder nicht. Ich nahm wahr, dass in diesem nichtwissenden unschuldigen Zustand alles ok und gut war. Parallel aber lief eine Welt ab, die ich komplett anders wahrnahm, nämlich grob, hart und kämpferisch. Die Erwachsenen wissen scheinbar Bescheid, wie das Leben funktioniert und wie sie ablaufen soll. Das alles war mir fremd und machte mir Angst. Es gab ein entscheidender Moment, wo sich etwas in mir für die Welt entschied, damit ich dort als Person zurechtkomme und scheinbar „überleben“ kann. Das Sehen, was wirklich ist, blieb. Es lief immer neben mir her, aber es war dann so schwach eingestellt, dass es mich nicht abhalten konnte, mich zu einer Persönlichkeit zu entwickeln. Ich legte im Laufe der Zeit immer mehr persönliche „Ich-Schichten“ zu, die mir das Gefühl gaben, dass ich jemand bin und dass ich schon irgendwie meinen Platz in der Gesellschaft finden werde. Schon als Jugendliche erlebte ich diese scheinbar falsche Schichten als eine Haut, die mich eingrenzte und die ich am liebsten von mir wegreißen wollte. Aber sie klebten an mir, sie war Ich - eine getrennte Person. Trotzdem begleitete mich das feine Sehen weiterhin und immer wieder erlebte ich Situationen, in denen ich beobachtete, wie ich mich selbst verleugnete und meine Natürlichkeit verriet für den Preis, dass ich „jemand“ bin.
Heute weiß ich, dass das alles richtig war und sogar Voraussetzung ist für Bewusstsein und Befreiung. Denn erst, wenn die Muster und das Ego richtig gut zum Ausdruck kommen und wir identifiziert sind und genug „getrennte Person-sein“ erlebt haben, können wir möglicherweise die nötige Kraft und Reife erreichen, um uns auch daraus zu befreien. Wenn dieser Prozess willentlich zu früh abgebrochen oder verhindert wird, führt die Spiritualität und Befreiung eher zu einer weiteren Flucht und sogar zur inneren Abspaltung.

 

Obwohl die Wissenschaftler herausgefunden haben, dass sich unsere Zellen alle paar Tage und Wochen erneuern, sind wir deswegen kein anderer Mensch und fühlen uns auch nicht freier. Es braucht also das Bewusstsein und dass man sich auf seinen inneren Prozess und das Leben einlässt, dass wirkliche Veränderung und Heilung möglich ist.

Zu Beginn habe ich gesagt, dass der Körper verdichtete Energie ist. Die Zellen sind voll mit Informationen, Beurteilungen und Interpretationen, was die Menschen über sich denken und glauben, wie die Welt funktioniert und wie sie ist. Solange diese Informationen in den Zellen gespeichert sind, verhalten sich die Menschen entsprechend. Da hilft ihnen ihr ganzes intelligentes Wissen nichts. Die Muster und Reflexe bestimmen ihr Verhalten und sie können es nicht einfach abschütteln. Das erleben sie jeden Tag, denn jeder hat seinen ganz individuellen Film am Laufen. Der eine glaubt, nur wenn er viel arbeitet und leistet, hat er eine Lebensberechtigung, ist angesehen und erfolgreich. Der andere glaubt, er muss die Welt retten und zieht immer bedürftige und problembeladene Menschen und Situationen an. Wieder ein anderer glaubt an das materielle Glück und dass er seine Wertschätzung daraus zieht, indem er versucht, sein Geld und Besitz ständig zu vermehren und abzusichern. Andere fühlen sich in der Welt und von Menschen bedroht und haben eine Schutzmauer um sich aufgebaut und sind deshalb viel am Kämpfen und Verteidigen.

Erst, wenn sich der Mensch dessen bewusst wird und anfängt, „seinen Film“ oder Traum aus einer anderen Perspektive zu betrachten, wird es ihm auch irgendwann gelingen, sich von ihm zu lösen oder aus ihm zu erwachen. Bei der inneren Forschungs- und Befreiungsreise geht es nicht darum, dass noch mehr Wissen angesammelt wird, sondern dass es aus dem Verstand und den Zellen gehen darf und die Verklebungen sich lösen. Es ist eine Art Verlernen von dem Bisherigen, so dass die göttliche universelle Intelligenz auch durchdringen kann.
Aus diesem Grund kann sich der Mensch ein Leben lang gesund ernähren, Sport treiben, den Menschen und der Natur sozial und positiv zugewandt sein, sehr gläubig sein und  trotzdem irgendwann an einem Krebsleiden oder Herzinfarkt sterben. Warum? Weil er das Leben nicht kontrollieren und in Griff haben kann. Ihm ist es nur begrenzt möglich, die gespeicherten Informationen mit intelligentem Verständnis zu verstehen und „vernünftig“ damit umzugehen, aber er kann sie damit nicht löschen, weil das Denken und die Muster sein reflexartiges Verhalten bestimmen. Wirkliche Heilung und Transformation geschieht also durch bewusstes Hinschauen, Erforschen, Fühlen und Wahrnehmen und natürlich durch die Schattenarbeit.

 

 

 

 

2018 nahm ich wahr, dass eine weitere Vertiefung von Loslassen und Hingabe geschehen möchte. Ich hatte kein Interesse an dem Konzept des Lichtnahrungsprozesses, weil ich aus meinem freien Bewusstsein heraus solche Konzepte und Lehren schon lange nicht mehr glauben konnte. Ich hatte auch kein Interesse an Nahrungslosigkeit, wer könnte das wollen und wozu? Ich bin dem Leben offen zugewandt und weiß, was auch immer sich hier in mir ausdrücken möchte, wird geschehen und dann, wenn es dran ist. Interessanterweise drängte sich dann wider Erwarten der 3-wöchige Lichtnahrungsprozess auf. Ok, dann soll es so sein.


Diese 3 Wochen verliefen so, dass ich keine Nahrung zu mir nahm und 7 Tage auch nichts trank. Die Tage verliefen relativ leicht und still beobachtend. Doch an einem entscheidenden Tag durfte ich wahrnehmen, wie mir die energetische Nahrung von meinem Seins-Gefühl entzogen wurde. Das ist die Lebenskraft und die Lebensenergie und das Gefühl, dass ich bin und existiere. Man kann das nur schwer beschreiben, was das bedeutet, es ist die totale Vernichtung von einem Selbst, von einem Grundgefühl, dass man ist. Ich war ein NICHTS, innerlich ausgehöhlt, leer und tot. Ich fühlte mich von Gott verlassen. Die Augen konnten kaum mehr offen sein, sie sahen nichts mehr. Der Blick wurde leer. Die Unruhe im Körper hörte auf, es wurde still und das Licht war aus. Es war, als hätte ich eine Schallmauer durchbrochen und ich war nicht mehr das, was ich einmal war. Einen halben Tag später veränderte sich der Zustand und ich akklimatisierte mich allmählich. Zunehmend kam Energie zurück.

Was ich in diesen wenigen Stunden erlebte, wird dann natürlich in einem längeren Zeitraum noch vertieft und verankert. Das heißt, das bisherige Wissen, dass der Körper reines Bewusstsein und Energie ist, wird mehr und mehr realisiert und zur eigenen Erfahrung. So durfte ich später in zwei verschiedenen Situationen erleben, wie der Körper, betrachtet als Heilpraktikerin und aus schulmedizinischer Sicht, an eine Grenze kam und eine scheinbar bedrohliche Situation sich auftat. Es schien, als bräuchte ich medizinische Versorgung und Unterstützung. Das wurde gesehen und wahrgenommen und auch als Information ernst genommen. Für einen Moment wurde noch ein Gefühl von Festhalten hochgespült, das sich dann ablöste von dem tiefen Wissen, dass ICH nicht sterben kann. HIER ist etwas, was Leben IST. ICH BIN DAS. Aus dieser Erkenntnis heraus entspannte sich sofort der Körper und erholte sich allmählich.

Es ist, als würde man den Staffelstab, für den man sich doch noch in Extremsituationen zuständig gefühlt hat, der universellen Kraft übergeben. Man gibt sich Gott, dem EINEN hin und ist einverstanden mit dem, was geschieht. Es ist die Hingabe der eigenen Lebenskraft und dem Lebensgefühl in das universell Göttliche. Dem, was unbegrenzt, durchlässig und zeitlos ist. Es ist ein immer mehr Einverleiben von göttlichem Sein. Das IST Leben.

In den Tagen der Hingabe und Stille erlebte ich einen Moment, als hätte sich eine Energie in meinem Körper verankert. Ich nahm sie als versorgende stabile Energie wahr und doch war es vielmehr ein Wissen in mir. Als dann die feste Nahrungsaufnahme wegfiel, konnte ich in der darauffolgenden Zeit bewusst beobachten und erleben, wenn ein damit verbundenes Glaubensmuster in den Zellen noch wirksam war. Ich konnte sehen, wie noch manchmal innere Bilder und Gefühle aufblitzten von „Genuss erleben wollen“ oder das Gefühl von einem Verzicht. Es wurde aus dem freien Bewusstsein heraus gesehen und egal, ob ich dann mal ein Stück Käse oder ein Stück Pizza aß oder nicht, das spielte keine Rolle, denn das alles konnte mir nichts mehr geben. Ich brauchte keine Nahrung mehr, weil ich schon satt war. Es waren einfach noch Abläufe in mir, die das verlangten und ich gestattete sie und gab ihnen nach, wenn es erforderlich war. Es geht hier nicht um die Idee, nichts mehr essen zu wollen, als wäre das besser oder spiritueller oder freier. Diese Erfahrung kam einfach in mein Leben und was mich wirklich daran interessiert, ist, das Geschehen zuzulassen und es wahrzunehmen. Das Thema mit dem Essen bzw. Nahrungslosigkeit hat nichts mit Essen oder Nicht-Essen zu tun, was alle Menschen aber glauben und deshalb vielleicht interessiert sind an Nahrungslosigkeit, wenn sie Probleme mit der Ernährung und dem Körper haben. Es geht vielmehr um das bewusste Wahrnehmen, was das alles mit einem macht welche Glaubenssätze dahinter stecken und welche Gefühle daran gekoppelt sind. 

Wirkliche Befreiung funktioniert nur, wenn alles sein darf und zutiefst wahrhaftig durchlebt wird. Wenn man sich etwas verbietet und nicht erlaubt, ohne sich dessen bewusst zu sein, wird das Thema oder Problem eher festgehalten als erlöst. Das entscheidende Werkzeug dafür ist das Bewusstsein, aus dem man beobachtet und wahrnimmt und erforscht, was wie abläuft. Nur dann ist es wahrhaftig und frei.

 

Manche Suchende glauben, dass wenn sie ihr Hab und Gut aufgeben, aussteigen und der Welt den Rücken zukehren oder in einer spirituelle Gemeinschaft leben, dass sie dann näher dem Ziel der Befreiung und Erleuchtung sind. Andere versuchen sich die Freuden an den weltlichen Dingen wie Genuss, Reisen, Sex, Erfolg, Freunde treffen .. abzugewöhnen, weil sie glauben, sie seien schlecht und hinderlich auf diesem Weg. Das alles hat nichts mit Befreiung zu tun. Rückzugsphasen von der Welt sind immer wieder wichtig und hilfreich in dem Prozess und so manche weltlichen Dinge verlieren mit der Zeit an Wichtigkeit und Bedeutung, werden vielleicht schal und leer, auch das ist ganz natürlich auf diesem Weg. Aber wenn sich der Suchende seinen Ängsten und Schatten nicht stellt und den Triggern und Konfrontationen aus dem Weg geht, was nun mal in der Welt und in der Begegnung mit Menschen passiert, dann ist er mehr starr und tot, als lebendig. Der Fluß der Befreiung wird verhindert und die Freude des Seins ist blockiert.

 

Jede noch so banale Vorstellung oder Handlung, die die Menschen tun und erleben, ist mit einem ganz individuellen „Gefühls-Film“ durchwoben, der sie verzaubert. Dabei spielen die inneren Bilder, Erfahrungen und vor allem die Gefühle und Hormone eine sehr wichtige Rolle. Zum Beispiel kann für manche Einkaufen gehen oder schön essen gehen ein beruhigendes Gefühl auslösen. Sie sind beschäftigt und fühlen sich befriedigt und die Hormone schenken ihnen Glücksgefühle und ein gutes Selbstwertgefühl. Andere fühlen sich scheinbar frei und glücklich entspannt, wenn sie in andere Länder reisen und weg sind von der gewohnten Umgebung und ihrem Alltag. Wieder andere suchen sich immer wieder Grenzsituationen oder manövrieren sich in angstvolle Situationen hinein, weil sie dann durch das Adrenalin sich mehr spüren. Das Essen und Trinken steht auch stellvertretend für viele Gefühle, dass man sich geborgener und ruhiger fühlt, wenn man z. B. ein Stück Schokolade isst oder man belohnt sich mit ein paar Süßigkeiten oder einem Glas Wein oder einem guten Essen. Viele Suchende fühlen sich im Satsang oder daheim beim Meditieren für eine Weile ganz friedlich und wunderbar, machen vielleicht sogar besondere mystische Erfahrungen und möchten natürlich diese Zustände öfters haben und auch festhalten. Das heißt, egal, ob die Vorstellungen und Handlungen weltlicher Natur sind oder mehr auf Spiritualität gerichtet sind, sie sind immer verbunden und durchwoben mit irgendwelchen Bildern, Gefühlen, Erwartungen und Wünschen. Es ist wie eine Sucht oder eine Art Rausch, die einen dazu bringt, es immer wieder durchleben zu müssen, weil sie energetisch und emotional aufgeladen sind mit Kicks, kurzzeitige Befriedigung, starken Ängsten, Wohl- oder Glücksgefühlen. So verzaubert der Mensch sich ständig selbst und seine Umstände. Er fügt ihnen immer etwas hinzu. Das beste Beispiel ist, wenn man verliebt ist und man möchte den anderen und die ganze Welt umarmen, weil er/sie so wundervoll und perfekt ist. So hat jedes Wort, jede Geste und jedes Gefühl nicht nur eine Bedeutung, sondern es hängt ein ganzer Film mit eingefärbten Gefühlen dran.

All diese Abläufe der eingefärbten Gefühle und Empfindungen sind nicht falsch, im Gegenteil, sie müssen so erlebt werden und ablaufen. Es geht zunächst definitiv nicht darum, dass sie vermieden werden. Denn auf diese Art funktioniert der Lebenstraum und zunächst entkommt niemand diesem Zauber, bis derjenige anfängt, sich dessen bewusst zu werden. Dann ist es möglich, dass irgendwann, wenn das Bewusstsein wach genug ist, den Lebenstraum entzaubert und das große Drama zusammenfällt und NICHTS hinterlässt - keine Spur. Es waren einfach nur wunderbare Seifenblasen, die dann platzen. Dann ist letztlich jedes Geschehen das, was es ist. Das eine ist nicht heiliger und spiritueller, als das andere. Der Verstand glaubt, dass wenn diese Einfärbungen der Gefühle wegfallen, dass dann das Leben trist und langweilig und tot ist, so ist es aber nicht. Da beginnt man erst, die wirkliche Lebendigkeit und grundlose Freude zu spüren.


Es ist immer nur die Frage der Perspektive, schaut und erlebt man aus dem Verstand, dann phantasiert, dramatisiert und interpretiert man oder schaut man aus dem freien Bewusstsein, dann sieht man, was wirklich ist.

Das authentische Erwachen und die wahrhaftige Befreiung geht nur, indem man sich in die Welt begibt und das Ego zuerst einmal annimmt, bevor man sich immer mehr davon löst. Ganz hineingehen, damit man ganz herauskommt und das Zaubermittel dabei ist „Bewusstsein“. Dafür braucht es Offenheit und die Bereitschaft, im Vertrauen das Leben geschehen zu lassen. Wenn du es weghaben willst oder nur verurteilst und bekämpfst, ist es keine Befreiung. Jede Ablehnung und Wertung verfolgt dich und klebt an dir, statt dass sie dich loslässt. Befreiung hat auch nichts mit Mangel zu tun. Das Mangelgefühl kommt aus der Trennung, also aus dem Verstand und aus den Mustern. Wer sich befreit, ist der reichste Mensch, weil er absolut satt und erfüllt ist in seinem lebendigen Dasein.


Werden die Muster und das Anhaften daran mehr und mehr transzendiert, verlieren natürlich auch die weltlich-kollektiven Konzepte und Informationen immer mehr an Wirkung. Es ist kaum vorstellbar, was das in Wirklichkeit bedeutet. Als die Nahrungsaufnahme wegfiel, wurde mir noch deutlicher bewusst, wie wir beispielsweise auch über Nahrung die Informationen und Energie der grobstofflichen Welt in uns aufnehmen. Darin stecken unglaublich viele Konditionierungen, die sich im Laufe von Millionen von Jahren im Kollektiv angesammelt haben. Die Informationen laufen aber nicht nur über die Nahrungsaufnahme ab, die kollektiven und weltlichen Themen sind so tief im Menschen verankert, dass es einen wirklich intensiven und langjährigen Prozess erfordert, um sich absolut daraus zu befreien. Es ist dann ein regelrechtes energetisches Entkoppeln aus den weltlich grobstofflichen Konzepten. Trotzdem wird die Welt und der Traum nicht abgelehnt, man lebt in ihr, ist aber frei von ihr.
Dieser Prozess erfordert wirklich Alles, je nach dem, wie weit man gehen will oder für sich gehen muss. Nicht umsonst hat die indische Bhagavad Gita darüber geschrieben, dass es letztlich nur ganz wenige sind, die bis zur totalen Befreiung und Erleuchtung gelangen. Als ich vor meinem Erwachen darüber las, konnte und wollte ich das nicht glauben. Aus der heutigen Sicht kann ich dem nur zustimmen.


Jesus hat vor aller Welt seine Schattenarbeit konsequent gelebt und er hat sie am Ende transzendiert. Die ganze Welt war seine Bühne und so konnte er sich alle seine persönlichen und kollektiven Muster und Schatten anschauen und erleben. Er ging durch die dunkelsten Momente und nahm die Herausforderungen an. Er wurde gedemütigt, er wurde von seinen Freunden verlassen und verraten, er wurde falsch beschuldigt und misshandelt. Sein Verstand „Satan“ verführte ihn in der Wüste und bot ihm allen weltlichen Reichtum und persönliche Macht an. Erst, als die Schatten ihren Höhepunkt erreicht haben und sie mit der Kreuzigung bis ins Unermessliche (homöopathisch ausgedrückt) hochpotenziert wurden, konnte nach dem Tod die Transzendenz erfolgen. 

 

Der Körper und der Geist sind  dann transzendiert und durchleuchtet, wenn sich der Frieden, die Liebe und die Stille zum Ausdruck kommen. Wenn sich das göttliche Bewusstsein in jeder Zelle realisiert und manifestiert und Gott in sich selbst einzieht und eins ist in sich.
 

 

 

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